Das Baufeld wird im Nordosten von der Rheinstraße, im Südosten von der Murgstraße und im Südwesten von der Briegelackerstraße umschlossen. Westlich des Baufeldes schließt sich entlang der Briegelackerstraße städtebaulich eine Zeilenbebauung aus mehrgeschossigen Wohngebäuden, vereinzelt auch Verwaltungsgebäuden an. Dieses Thema wird in dem vorliegenden Entwurf städtebaulich aufgenommen. Insgesamt entstehen 58 Wohneinheiten und 96 PKW-Stellplätze. Der parallel zur Murgstraße liegende fünf- beziehungsweise an der Einmündung Briegelackerstraße sechsgeschossige Baukörper bildet den neuen Auftakt der Zeilenbebauung, welche sich in das bestehende Wohngebiet hineinzieht und auch ein Gegenüber zu den benachbarten massiven Baukörpern bildet. Die beiden westlich eingefügten Baukörper staffeln sich in der Höhe so ab, dass sie sich in die bestehende Zeilenbebauung einbinden. Zur Aufnahme des Höhenunterschiedes zwischen der Rhein- und der Briegelackerstraße wird eine Gartenebene eingeschoben – so können zum einen die baulich erforderlichen Stellplätze überwiegend und annähernd niveaugleich von der Briegelackerstraße aus erschlossen werden. Zum anderen entsteht auf dieser Ebene eine intensiv begrünte Gartenebene, durch die die Räume zwischen den Zeilen aufgewertet werden. Die Grünräume können sowohl den dort angegliederten Wohnungen als private Grünflächen zugeordnet, als auch von den Bewohnern gemeinschaftlich genutzt werden. Diese Garagenebene ist in Nord-Südrichtung offen gestaltet, Rankgitter bilden den grünen Filter zwischen Stellplätzen und Straßenebene.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf entwickelt die städtebauliche Situation selbstverständlich und nachvollziehbar weiter. Dazu werden nach allen Orientierungen Antworten auf die Nachbarschaften gefunden, so dass Alt und Neu in einen spannenden Dialog treten. Zur Villenbebauung an der Rheinstraße präsentiert sich ein schmaler Kopfbau, nach Osten zum Arvato-Bertelsmann-Gebäude ein geschlossener, der Straßenflucht folgend leicht abgeknickter Riegel und nach Süden zur Briegelackerstraße wiederum ein Gegenüber zu den Zeilenbauten.
Schlüssig wird im weiteren Verlauf das städtebauliche Konzept in die Erschließung und Funktionsverteilung übergeführt. So sind alle Häuser straßenseitig erschlossen und haben damit leicht auffindbare Eingänge. Gut liegen beispielsweise auch die beiden Anbindungen in den Riegel an der Murgstraße, da diese immer zum Kreuzungsbereich orientiert sind und nicht willkürlich im Verlauf der Straße gesetzt sind. Auch die Tiefgaragenzufahrten sind auf kurzem Wege von der Briegelackerstraße aus angedient und unprätentiös in die Sockelfassade integriert. Die zweigeschossige Tiefgarage ist übersichtlich organisiert und wird im Sockelgeschoss auch nach Norden durchlüftbar angeboten.
Bei den Erschließungstypologien wird beim östlichen Riegelbau mit sehr kurzen Laubengängen gearbeitet welche eher aufgeweiteten einläufigen Treppen entsprechen und damit angenehm übersichtlich sind. Es entstehen hier einige durchgesteckte Wohnungen und auch nur zum Hof orientierte kleinere Einheiten. Die beiden kurzen Zeilen nach Südwesten werden jeweils als Dreispänner angelegt. Auch hier sind die Wohnungsgrundrisse gut gestaltet.
Ein robustes Fassadenkonzept mit massiven horizontalen Geschossbändern wird dann mit holzbekleideten Füllungen und dem Wohnungsbau entsprechenden Fensterformaten gefüllt.
Die Freiraumgestaltung erzeugt ein differenziertes gleichwohl mit einer gemeinsamen Mitte gelungenes Konzept. Hervorzuheben ist der zur grünen Spielplatzmitte orientierte Gemeinschaftsraum, welcher im Hanggeschoss an die Vertikalerschließung des Riegels angebunden ist. In diesem Zusammenhang ist aber auch die der Durchlüftung der Tiefgarage geschuldete Nordfassade der TG zum Hof kritisch zu sehen da sie den Freiraumfluss von Norden nach Süden unterbricht und keinen über die Nachbarschaften durchgehenden Binnenraum zulässt.
Standort:
Baden-Baden
Auslober:
GSE Gesellschaft für Stadterneuerung und Stadtentwicklung Baden-Baden mbH, Pariser Ring 37, 76532 Baden-Baden
Wettbewerbsart:
Hochbaulicher Realisierungswettbewerb 2020
Entwurf:
Dipl.-Ing. Christian Post, Dipl.-Ing. Arno Beiser
Ergebnis:
2. Preis